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Ausführliche Details

Arbeiten mit Absturzgefahr unter 40 Jahren

Einleitung

Arbeiten mit Absturzgefahr stellen ein erhebliches Risiko für die Gesundheit und Sicherheit der Beschäftigten dar. Dies betrifft Tätigkeiten auf Baugerüsten, in der Höhe auf Dächern, an Kränen, Hochregallagern oder Türmen, die Sturz- und Verletzungsgefahren mit sich bringen. Die arbeitsmedizinische Vorsorge gemäß der Verordnung zur arbeitsmedizinischen Vorsorge (ArbMedVV) und den Empfehlungen der Deutschen Gesetzlichen Unfallversicherung (DGUV) dient dazu, Risiken frühzeitig zu erkennen und durch gezielte Präventionsmaßnahmen die Sicherheit und Gesundheit der Beschäftigten sicherzustellen. Besonders im Fokus stehen Arbeitnehmer unter 40 Jahren, die häufiger in körperlich anspruchsvolle Tätigkeiten eingebunden sind und eventuell weniger Erfahrung im Umgang mit Absturzgefahren haben.

1. Rechtsgrundlagen und Anwendungsbereich

Die ArbMedVV regelt die arbeitsmedizinische Vorsorge für Tätigkeiten mit Absturzgefahr und bestimmt, dass diese Vorsorge in Form einer Pflichtvorsorge zu erfolgen hat. Diese Vorgabe gilt für Tätigkeiten, bei denen eine Absturzgefahr durch Arbeiten an höher gelegenen Arbeitsplätzen besteht.

  • Pflichtvorsorge:Für alle Beschäftigten, die regelmäßig Arbeiten mit Absturzgefahr ausführen, ist eine Pflichtvorsorge vorgeschrieben. Diese Vorsorge ist vor Aufnahme der Tätigkeit durchzuführen und in regelmäßigen Abständen zu wiederholen.
  • Angebotsvorsorge: Für Beschäftigte, die gelegentlich Arbeiten mit Absturzgefahr ausführen oder bei denen die Sturzgefahr nicht regelmäßig, sondern nur unter besonderen Umständen besteht, kann eine Angebotsvorsorge sinnvoll sein.

Die ArbMedVV fordert eine aktuelle Gefährdungsbeurteilung, die die Risiken am Arbeitsplatz und den individuellen Anforderungen für die Beschäftigten genau erfasst.

2. Typische Tätigkeiten und Absturzgefahren

Arbeiten mit Absturzgefahr umfassen eine Vielzahl von Tätigkeiten, die sich in ihrer Risikointensität unterscheiden. Typische Arbeitsbereiche sind:

  • Bau- und Dachdeckerarbeiten: Arbeiten auf Dächern und Gerüsten, die hohen physischen Anforderungen unterliegen und oft in großer Höhe erfolgen.
  • Arbeiten auf Hebebühnen oder Kränen: Arbeiten auf mobilen Arbeitsplattformen, die Bewegung, gute Standfestigkeit und Gleichgewichtssinn erfordern.
  • Wartungs- und Reparaturarbeiten in der Höhe: Arbeiten an Windkraftanlagen, Hochspannungsmasten oder Hochregallagern, die häufig unter verschiedenen Wetterbedingungen durchgeführt werden.
  • Industriekletterarbeiten: Tätigkeiten an schwer zugänglichen oder stark exponierten Orten wie Türmen, Gebäudefassaden oder Brücken.

3. Ziele der Arbeitsmedizinischen Vorsorge

Die arbeitsmedizinische Vorsorge bei Arbeiten mit Absturzgefahr hat folgende zentrale Ziele:

  • Einschätzung der gesundheitlichen Eignung: Ermittlung der körperlichen und psychischen Belastbarkeit für Arbeiten in der Höhe.
  • Erkennung und Minderung von Gesundheitsrisiken: Identifikation von Gesundheitsrisiken, die die Sicherheit und Leistungsfähigkeit in Absturzsituationen beeinträchtigen könnten, z. B. Schwindel, Gleichgewichtsstörungen oder Herz-Kreislauf-Probleme.
  • Förderung eines risikobewussten Verhaltens: Förderung eines präventiven Verhaltens bei den Beschäftigten zur Minimierung von Sturz- und Verletzungsrisiken.
  • Individuelle Anpassungen und Schutzmaßnahmen: Gezielte Empfehlungen zur Arbeitsplatzgestaltung und persönlichen Schutzausrüstung (PSA).

4. Ablauf der Arbeitsmedizinischen Vorsorge

Die arbeitsmedizinische Vorsorge für Arbeiten mit Absturzgefahr ist in verschiedene Schritte unterteilt, die sich auf die individuellen Voraussetzungen und Arbeitsplatzanforderungen der Beschäftigten konzentrieren.

4.1 Eingangsberatung und Anamnese

Die Eingangsberatung bildet den ersten Schritt der arbeitsmedizinischen Vorsorge und dient dazu, die gesundheitlichen Voraussetzungen des Beschäftigten und eventuelle Risiken zu ermitteln. Im Rahmen der Anamnese wird der gesundheitliche Hintergrund der untersuchten Person erfasst:

  • Allgemeiner Gesundheitsstatus: Erfassung bestehender chronischer oder akuter Erkrankungen, insbesondere im Bereich des Herz-Kreislauf-Systems, des Muskel-Skelett-Systems und der Psyche.
  • Erkrankungen mit erhöhtem Risiko: Besondere Aufmerksamkeit gilt Krankheiten, die die Stabilität, Koordination oder Reaktionsfähigkeit einschränken könnten, z. B. Epilepsie, Diabetes oder Gleichgewichtsstörungen.
  • Vorangegangene Unfälle oder Verletzungen: Erfassung vergangener Unfälle oder Verletzungen, die die körperliche Belastbarkeit beeinflussen könnten.
  • Lebensgewohnheiten: Fragen zu Rauchverhalten, Alkoholkonsum und Schlafgewohnheiten, da diese das Unfallrisiko potenziell erhöhen.
4.2 Körperliche Untersuchung

Im Anschluss an die Anamnese erfolgt eine körperliche Untersuchung zur Bewertung der körperlichen und gesundheitlichen Eignung. Diese Untersuchung umfasst:

  • Kreislauf- und Herzfunktion: Messung des Blutdrucks, Pulses und eventuell ein Belastungs-EKG, um Herz-Kreislauf-Belastungen in Extremsituationen abschätzen zu können.
  • Gleichgewichtssinn und Reaktionsvermögen: Tests zur Prüfung der Balance und des Gleichgewichtssinns, da ein sicherer Stand auf unebenen oder rutschigen Oberflächen für Arbeiten in der Höhe entscheidend ist.
  • Beweglichkeit und Muskelkraft: Untersuchung der Muskulatur und Gelenke, um sicherzustellen, dass der Beschäftigte in der Lage ist, sich sicher zu bewegen und auch bei überraschenden Belastungen ausreichend stabil ist.
  • Seh- und Hörvermögen: Überprüfung der Seh- und Hörfähigkeiten, da eine gute Wahrnehmung von Signalen und Umweltbedingungen bei Arbeiten in großer Höhe unerlässlich ist.
4.3 Ergonomische und sicherheitsrelevante Beratung

Die ergonomische und sicherheitsrelevante Beratung dient der gezielten Information und Schulung der Beschäftigten zu sicherheitsbewusstem Verhalten und Umgang mit spezifischen Arbeitsbedingungen:

  • Belehrung zur Absturzsicherung: Informationen zu den erforderlichen Sicherungsmaßnahmen und zur richtigen Verwendung von persönlicher Schutzausrüstung (PSA), wie Gurte und Helme.
  • Ergonomische Arbeitsweise: Schulung zur körperlichen Entlastung durch geeignete Bewegungs- und Arbeitstechniken, z. B. sichere Haltung und Vermeidung von übermäßiger Streck- oder Hebebelastung.
  • Präventionsmaßnahmen: Hinweise zur Vorbeugung von Unfällen, z. B. regelmäßige Kontrolle von Arbeitsumgebung und Ausrüstung sowie das Einlegen ausreichender Pausen bei Arbeiten in der Höhe.
  • Sicherheitsverhalten: Förderung eines aufmerksamen und vorausschauenden Verhaltens, um potenzielle Gefahren frühzeitig zu erkennen und zu vermeiden.
4.4 Empfehlungen für Pausen und Verhaltensrichtlinien

Pausen und Pausenverhalten sind ein zentraler Bestandteil der Sicherheitsstrategie bei Arbeiten in der Höhe. Folgende Maßnahmen werden empfohlen:

  • Regelmäßige Pausen: Die Einhaltung regelmäßiger Pausen ist wichtig, um eine kontinuierliche Konzentration sicherzustellen und physische Ermüdung zu vermeiden.
  • Flüssigkeitsaufnahme: Bei körperlicher Anstrengung in der Höhe ist auf eine ausreichende Flüssigkeitszufuhr zu achten.
  • Ständiges Prüfen der Sicherheitsausrüstung: Vor jedem Einsatz in der Höhe sollte die Funktionsfähigkeit der PSA überprüft werden, um jegliche Gefahr durch mangelhafte Ausrüstung zu verhindern.

5. Abschließende Beratung und Dokumentation

In der abschließenden Beratung werden die Ergebnisse der Untersuchung und die Empfehlungen mit dem Beschäftigten besprochen. Hierbei gibt der Betriebsarzt oder die Betriebsärztin Hinweise zu den notwendigen Präventivmaßnahmen und beantwortet Fragen zum Gesundheits- und Sicherheitsverhalten:

  • Anpassung der persönlichen Schutzausrüstung: Empfehlung zur Anpassung und Nutzung der PSA entsprechend der individuellen Arbeitsbedingungen.
  • Informationen zu spezifischen Gefährdungen: Aufklärung über klimatische und äußere Einflüsse wie Wetterbedingungen, die die Sturzgefahr erhöhen könnten.
  • Gesundheitsförderung und Verhaltenstipps: Förderung eines gesundheitsbewussten Lebensstils, um den physischen und psychischen Belastungen bei Arbeiten in der Höhe gewachsen zu sein.

Die Ergebnisse werden in einer Bescheinigung gemäß AMR 6.3 (Arbeitsmedizinische Regeln) dokumentiert. Diese Bescheinigung gibt eine Übersicht über den gesundheitlichen Status und die individuellen Empfehlungen für den Arbeitsplatz und verbleibt vertraulich bei der untersuchten Person. Der Arbeitgeber wird lediglich über die allgemeine Eignung und etwaige Einschränkungen informiert, wenn die betroffene Person dies genehmigt.

6. Nachuntersuchungen und Fristen

Regelmäßige Nachuntersuchungen sind erforderlich, um den gesundheitlichen Zustand der Beschäftigten zu überwachen. Die Fristen richten sich nach der spezifischen Risikosituation, den Anforderungen des Arbeitsplatzes und dem allgemeinen Gesundheitszustand der Beschäftigten. Bei anhaltenden Belastungen oder nach einem Unfall sind frühzeitige Nachuntersuchungen durchzuführen, um die Eignung weiterhin sicherzustellen.

Fazit

Die arbeitsmedizinische Vorsorge für Arbeiten mit Absturzgefahr ist ein wesentlicher Bestandteil des Arbeitsschutzes. Sie stellt sicher, dass die Beschäftigten gesundheitlich in der Lage sind, die Herausforderungen dieser anspruchsvollen Tätigkeiten zu bewältigen, und fördert eine sichere Arbeitsweise durch gezielte Präventionsmaßnahmen. Indem die Vorsorgeuntersuchungen regelmäßig und umfassend durchgeführt werden, trägt sie entscheidend zur Senkung der Absturzgefahr und zur langfristigen Erhaltung der Gesundheit und Arbeitsfähigkeit der Beschäftigten bei.

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