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Ausführliche Details

Lärmexposition am Arbeitsplatz

Einleitung

Lärm am Arbeitsplatz stellt eine bedeutende Gefährdung für die Gesundheit dar. Vor allem in industriellen Bereichen wie der Baubranche, Metallverarbeitung und Verkehrsbranche sind Beschäftigte oft hohen Schallpegeln ausgesetzt, die das Gehör und die allgemeine Gesundheit langfristig beeinträchtigen können. Die arbeitsmedizinische Vorsorge gemäß der Verordnung zur arbeitsmedizinischen Vorsorge (ArbMedVV) und den Empfehlungen der Deutschen Gesetzlichen Unfallversicherung (DGUV) hat das Ziel, das Gehör zu schützen, lärmbedingte Erkrankungen zu verhindern und erste Anzeichen einer Hörminderung frühzeitig zu erkennen.

1. Rechtsgrundlagen und Anwendungsbereich

Die arbeitsmedizinische Vorsorge bei Lärmexposition wird gemäß ArbMedVV geregelt und durch spezifische Empfehlungen der DGUV ergänzt. Laut ArbMedVV ist diese Vorsorge insbesondere bei Tätigkeiten erforderlich, bei denen ein Tages-Lärmexpositionspegel (L_EX, 8h) von 85 dB(A) oder ein Spitzenschalldruckpegel (L_Cpeak) von 137 dB(C) überschritten wird.

Vorsorgearten bei Lärmexposition
  • Pflichtvorsorge: Eine Pflichtvorsorge ist vorgeschrieben, wenn die oben genannten Lärmexpositionspegel überschritten werden. Sie dient der regelmäßigen Kontrolle und Aufklärung der Beschäftigten über geeignete Schutzmaßnahmen.
  • Angebotsvorsorge: Ist die Lärmexposition geringer, kann eine Angebotsvorsorge durchgeführt werden. Diese bietet den Beschäftigten eine freiwillige Vorsorgeuntersuchung.
  • Wunschvorsorge: Beschäftigte haben jederzeit das Recht auf eine Wunschvorsorge, selbst wenn die Lärmexposition die Grenzwerte nicht erreicht.

2. Gesundheitliche Risiken bei Lärmexposition

Lärmexposition kann zu akuten und chronischen gesundheitlichen Schäden führen. Das Risiko steigt mit zunehmender Lärmintensität und -dauer:

  • Akute Auswirkungen: Akute Belastungen durch Lärm führen zu Symptomen wie Stress, Konzentrationsschwierigkeiten, Erschöpfung und Kopfschmerzen. Ein sehr hoher Schalldruckpegel kann zu akuten Lärmschäden wie Trommelfellverletzungen führen.
  • Chronische Auswirkungen: Langfristige Lärmexposition erhöht das Risiko für Hörminderungen, insbesondere für Schwerhörigkeit, Tinnitus und Lärmschwerhörigkeit. Häufig werden zunächst die hohen Frequenzen im Hörspektrum beeinträchtigt, was die Kommunikationsfähigkeit einschränken kann. Zusätzlich können Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Schlafstörungen auftreten.

3. Ziele der Arbeitsmedizinischen Vorsorge

Die arbeitsmedizinische Vorsorge bei Lärmexposition am Arbeitsplatz hat das Ziel:

  • Früherkennung von Gehörschäden: Lärmbedingte Hörminderungen sollen frühzeitig erkannt und gemindert werden.
  • Aufklärung und Sensibilisierung: Beschäftigte werden über die gesundheitlichen Risiken durch Lärm und geeignete Schutzmaßnahmen aufgeklärt.
  • Überwachung der Arbeitsplatzsicherheit: Regelmäßige Kontrolluntersuchungen sollen sicherstellen, dass bestehende Schutzmaßnahmen ausreichend sind und bei Bedarf angepasst werden.

4. Ablauf der Arbeitsmedizinischen Vorsorge

4.1 Eingangsberatung und Anamnese

Die Vorsorgeuntersuchung beginnt mit einer Eingangsberatung und einer ausführlichen Anamnese:

  • Medizinische Vorgeschichte: Abfrage nach Hörproblemen oder Erkrankungen, die durch Lärmbelastung verstärkt werden könnten (z. B. Tinnitus, Diabetes, Bluthochdruck).
  • Arbeitsanamnese: Erfassung der aktuellen und vergangenen Arbeitsbedingungen, Lärmbelastungen und Nutzung von Schutzausrüstungen.
  • Beschwerden und Symptome: Abfrage nach typischen Symptomen wie Ohrgeräuschen, Hörverlust, Müdigkeit oder Kopfschmerzen.
4.2 Körperliche und Audiometrische Untersuchung

Eine genaue Untersuchung des Gehörs erfolgt im Rahmen der arbeitsmedizinischen Vorsorge:

  • Otoskopie: Untersuchung des äußeren Gehörgangs und Trommelfells auf Anzeichen von Verletzungen oder Erkrankungen.
  • Audiometrie: Messung der Hörschwelle für Luft- und Knochenleitung mit einer Frequenz zwischen 125 und 8000 Hz. Die Audiometrie dient der Feststellung, ob eine lärmbedingte Hörminderung vorliegt. Die Ergebnisse werden mit den altersentsprechenden Normalwerten verglichen.
  • Impedanzmessung: Falls notwendig, wird eine Impedanzmessung durchgeführt, um die Funktionsfähigkeit des Mittelohres zu überprüfen, insbesondere bei unklaren Hörverlusten oder vermuteten Mittelohrproblemen.
4.3 Labordiagnostische Untersuchungen

Bei Bedarf können weitere spezifische Untersuchungen veranlasst werden, wenn die Anamnese oder audiometrischen Ergebnisse darauf hinweisen:

  • Blutuntersuchung: Bei Verdacht auf Begleiterkrankungen wie Herz-Kreislauf-Erkrankungen oder Stoffwechselstörungen, die durch Lärm begünstigt werden können, ist eine Blutuntersuchung empfehlenswert.
4.4 Beratung und Aufklärung über Schutzmaßnahmen

Ein wichtiger Teil der arbeitsmedizinischen Vorsorge ist die Beratung über die Anwendung und Wirksamkeit persönlicher Schutzmaßnahmen:

  • Risikokommunikation: Die Beschäftigten werden über die Risiken von Lärmexposition informiert, insbesondere über das schleichende Risiko einer Hörminderung, die oft unbemerkt eintritt.
  • Schutzmaßnahmen: Aufklärung über den richtigen Einsatz und die Pflege von Gehörschutzmitteln wie Ohrstöpseln, Kapselgehörschutz oder speziellen Otoplastiken.
  • Pausen und Lärmreduktion: Empfehlung zur Einhaltung von Lärmpausen und der Gestaltung lärmarmer Arbeitsbereiche. Auch Hinweise auf individuelle Lärmverhaltensweisen, wie die Vermeidung zusätzlicher Lärmquellen außerhalb der Arbeit (z. B. laute Musik).
4.5 Nachsorge und regelmäßige Überwachung

Auf Basis der Untersuchungen wird die Häufigkeit von Nachsorgeuntersuchungen festgelegt:

  • Regelmäßige Kontrolluntersuchungen: Abhängig von der individuellen Lärmbelastung am Arbeitsplatz werden Kontrollintervalle festgelegt, um langfristige Hörschäden zu vermeiden.
  • Langfristige Beobachtung: Bei anhaltender Lärmexposition sollten regelmäßige Untersuchungen stattfinden, insbesondere bei ersten Anzeichen einer Hörminderung oder Verschlechterung der audiometrischen Werte.

5. Schutzmaßnahmen bei Lärmexposition

Um das Risiko durch Lärmexposition zu reduzieren, empfiehlt die DGUV spezifische technische und organisatorische Schutzmaßnahmen.

5.1 Technische Schutzmaßnahmen

Durch technische Maßnahmen sollen Lärmquellen reduziert oder abgeschirmt werden:

  • Lärmminderung durch Maschinenwartung: Regelmäßige Wartung und Verbesserung von Maschinen, um deren Lärmemission zu reduzieren.
  • Lärmdämmung und -abschirmung: Einbau von lärmdämmenden Materialien und Schutzbarrieren, um die Schallübertragung zu mindern und die Ausbreitung von Lärm auf den gesamten Arbeitsbereich zu vermeiden.
5.2 Organisatorische Schutzmaßnahmen

Zusätzlich sollten organisatorische Maßnahmen ergriffen werden, um die Lärmexposition zu begrenzen:

  • Arbeitszeitbeschränkung: Begrenzung der Arbeitszeit in lärmbelasteten Bereichen, Rotationssysteme zur Reduzierung der individuellen Lärmexposition.
  • Pausenregelung: Einführung regelmäßiger Pausen in lärmarmen Zonen, um dem Gehör Erholungsphasen zu ermöglichen.
5.3 Persönliche Schutzmaßnahmen und Verhaltensrichtlinien

Neben technischen und organisatorischen Maßnahmen sind persönliche Schutzmaßnahmen unerlässlich:

  • Gehörschutzmittel: Bereitstellung und Schulung im Gebrauch von Gehörschutzmitteln wie Ohrstöpseln, Kapselgehörschutz und Otoplastiken. Der Gehörschutz sollte gemäß den individuellen Bedürfnissen und der Intensität der Lärmexposition ausgewählt werden.
  • Aufklärung über Freizeitlärm: Hinweis auf das Risiko zusätzlicher Lärmexposition in der Freizeit, z. B. durch Kopfhörer oder laute Veranstaltungen, da dies die Wirkung der Schutzmaßnahmen am Arbeitsplatz beeinträchtigen kann.

6. Beurteilungskriterien und Maßnahmen bei gesundheitlichen Risiken

Die Beurteilung der gesundheitlichen Eignung für Tätigkeiten mit Lärmexposition erfolgt auf Grundlage der Gefährdungsbeurteilung und Untersuchungsergebnisse:

  • Fortsetzung der Tätigkeit: Bei unauffälligen audiometrischen Untersuchungsergebnissen kann die Tätigkeit fortgesetzt werden.
  • Anpassung des Arbeitsplatzes: Bei leichter Hörminderung oder Anzeichen von Tinnitus sind technische und organisatorische Anpassungen notwendig, um die Lärmbelastung zu reduzieren.
  • Einschränkung oder Wechsel der Tätigkeit: Bei schwerwiegender Hörminderung oder bei anhaltenden Beschwerden sollte eine Umverteilung an weniger lärmbelastete Tätigkeiten geprüft werden.

Fazit

Die arbeitsmedizinische Vorsorge bei Lärmexposition gemäß ArbMedVV und DGUV ist ein essenzielles Instrument zur Prävention lärmbedingter Hörschäden und zur Förderung des Arbeits- und Gesundheitsschutzes. Durch regelmäßige Vorsorgeuntersuchungen, umfassende Schutzmaßnahmen und eine systematische Überwachung der Arbeitsplatzbedingungen können Gehörschäden frühzeitig erkannt und langfristige Gesundheitsrisiken minimiert werden. Die enge Zusammenarbeit von Arbeitgebern, Betriebsärzten und Beschäftigten ist unerlässlich, um eine sichere Arbeitsumgebung und eine gesunde Arbeitsweise zu gewährleisten.

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