Sucht am Arbeitsplatz: Eine unterschätzte Gefahr
Der Konsum von Alkohol, Drogen oder Medikamenten stellt eine erhebliche Herausforderung am Arbeitsplatz dar. Dieses Problem macht auch vor den Türen von Unternehmen nicht halt und oft sind es die Kolleginnen und Kollegen, die zuerst bemerken, wenn jemand im beruflichen Umfeld ein Suchtproblem entwickelt. Am Arbeitsplatz führen diese Probleme meist zu erheblichen Spannungen und Belastungen im Team. Die Arbeitsleistung der betroffenen Mitarbeitenden sinkt deutlich, Fehler und Unfälle nehmen zu, was ein Unfallrisiko am Arbeitsplatz deutlich erhöht. Gleichzeitig steigen die Fehlzeiten, da suchtkranke Personen häufiger krank sind oder unentschuldigt fehlen. Das erhöht in der Folge den Druck auf die restlichen Teammitglieder, die die zusätzliche Arbeit übernehmen müssen, was zu weiterem Stress und Unzufriedenheit führt.
Solch eine negative Entwicklung kann das gesamte Arbeitsklima beeinflussen und für Frustration sowie eine sinkende Motivation im Team führen. Langfristig kann es auch zu einer höheren Fluktuation führen, da sich andere überfordert oder unfair behandelt fühlen und aus diesen Gründen das Unternehmen verlassen. Das führt wiederum zu zusätzlichen Kosten und Aufwand für die Rekrutierung und Einarbeitung neuer Mitarbeitender.
Insgesamt beeinträchtigen Suchtprobleme nicht nur die Produktivität, sondern auch die Unternehmenskultur und das Wohlbefinden aller Mitarbeitenden. Daher ist eine proaktive und umfassende Herangehensweise zur Prävention und Behandlung von Suchtproblemen essenziell für den nachhaltigen Erfolg eines Unternehmens.
Frühzeitige Ansprache von Suchtproblemen
Unternehmen haben eine bedeutende soziale Verantwortung gegenüber ihren Mitarbeitenden. Dabei ist es ausschlaggebend, fürsorglich zu handeln und Unterstützung anzubieten, um ein gesundes und sicheres Arbeitsumfeld zu schaffen. Ein frühzeitiges Ansprechen von Suchtproblemen ist hierbei entscheidend, denn nur durch offene Kommunikation können suchtbedingte Herausforderungen effektiver bewältigt und Risiken minimiert werden.
Ein rechtzeitiges Eingreifen ermöglicht es den Betroffenen, ihren problematischen Konsum zu erkennen und entsprechende Maßnahmen zu ergreifen, wie zum Beispiel Beratungs- und Therapiemöglichkeiten. Dies stärkt nicht nur die Gesundheit und das Wohlbefinden der Mitarbeitenden, sondern fördert auch die langfristige Stabilität und Leistungsfähigkeit des gesamten Teams.
Häufig wird jedoch weggeschaut oder zu spät reagiert, oft aufgrund von Unsicherheiten im Umgang mit den Betroffenen. Führungskräfte und Kolleginnen und Kollegen wissen oft nicht, wie sie das Thema ansprechen sollen, ohne negative Reaktionen auszulösen. Daher ist es wichtig, dass Unternehmen ihre Mitarbeitenden im Umgang mit Suchtproblemen schulen. Schulungen und Workshops vermitteln die notwendigen Kenntnisse und Fähigkeiten, um frühzeitig und angemessen zu handeln.
Unternehmen müssen ihre Verantwortung ernst nehmen und proaktive Maßnahmen ergreifen, um Suchtproblemen am Arbeitsplatz entgegenzuwirken. Durch gezieltes Ansprechen und umfassende Unterstützung können sie die Gesundheit ihrer Mitarbeitenden schützen und ein positives Arbeitsklima fördern.
Die Rolle der betrieblichen Suchtbeauftragten
Suchtbeauftragte sind eine zentrale Ressource im Kampf gegen Suchtprobleme am Arbeitsplatz. Grundsätzlich kann jede Person im Betrieb diese Rolle übernehmen, die bereit ist, als Ansprechpartner und Berater in Suchtfragen zu fungieren. Diese Personen fungieren als Vermittler, die die Situation verstehen und vertraulich sowie souverän damit umgehen können.
Ihre präventive Arbeit umfasst unter anderem folgende Aufgaben:
- Mitarbeit an Betriebsvereinbarungen: Suchtbeauftragte arbeiten an der Erstellung und Umsetzung von Betriebsvereinbarungen mit, die klare Regeln und Verfahren für den Umgang mit Suchtproblemen festlegen.
- Früherkennung und Einleitung erster Maßnahmen: Sie spielen eine Schlüsselrolle bei der Früherkennung von Suchtproblemen und der Einleitung erster Maßnahmen, um das Problem frühzeitig zu adressieren.
- Intervention bei offensichtlichen Suchtproblemen: Bei klar erkennbaren Suchtproblemen im Betrieb greifen Suchtbeauftragte ein und leiten geeignete Schritte ein, um die betroffenen Personen zu unterstützen.
- Vermittlung an weiterführende Hilfsangebote: Sie unterstützen bei der Vermittlung an weiterführende Hilfsangebote, wie Beratungsstellen oder Therapieeinrichtungen, um den Betroffenen professionelle Hilfe zu ermöglichen.
- Präventions- und Gesundheitsförderungsmaßnahmen: Suchtbeauftragte sind auch in die Planung und Durchführung von Präventions- und Gesundheitsförderungsmaßnahmen involviert, die das Bewusstsein für Suchtprobleme erhöhen und vorbeugende Maßnahmen fördern.
- Information der Mitarbeitenden: Ein weiterer wichtiger Aspekt ihrer Arbeit ist die Information der Mitarbeitenden über Suchtmittel und Suchtverhalten. Aufklärungskampagnen und Schulungen sind hierbei zentrale Instrumente.
Anforderungen an Suchtbeauftragte
Um die anspruchsvolle Rolle eines Suchtbeauftragten erfolgreich auszufüllen, sollten Interessierte über eine stabile Persönlichkeit und eine ausgeprägte soziale Kompetenz verfügen. Diese Position verlangt nach Empathie, Kommunikationsstärke und der Fähigkeit, in herausfordernden Situationen souverän und besonnen zu agieren.
Ein Suchtbeauftragter muss in der Lage sein, Vertrauen aufzubauen und zu erhalten, sowohl bei den Betroffenen als auch bei den Führungskräften und dem restlichen Team. Das erfordert ein hohes Maß an Integrität und Diskretion, da der Umgang mit persönlichen und oft sehr privaten Informationen ein wesentlicher Bestandteil der Arbeit ist. Die Fähigkeit, zuzuhören und die richtigen Fragen zu stellen, ist ebenso wichtig wie die Bereitschaft, kontinuierlich zu lernen und sich weiterzubilden.
Interessierte sollten nicht zögern, ihre Geschäftsführung oder Vorgesetzten anzusprechen, um sich über mögliche Qualifizierungsangebote und Schulungen zu informieren. Es gibt spezialisierte Trainings und Weiterbildungsprogramme, die darauf abzielen, die notwendigen Kenntnisse und Fähigkeiten zu vermitteln. Diese umfassen unter anderem Schulungen zur Früherkennung von Suchtproblemen, Techniken zur Gesprächsführung in schwierigen Situationen sowie Kenntnisse über rechtliche Rahmenbedingungen und interne Unternehmensrichtlinien.
Durch eine gezielte Qualifizierung können angehende Suchtbeauftragte lernen, wie sie effektiv präventive Maßnahmen entwickeln und umsetzen. Sie können Strategien erlernen, um betroffene Mitarbeitende zu unterstützen und ihnen den Zugang zu weiterführenden Hilfsangeboten zu erleichtern. Darüber hinaus können sie wichtige Beiträge zur Gesundheitsförderung im Betrieb leisten, indem sie Aufklärungsprogramme und Workshops organisieren.
Die Rolle des Suchtbeauftragten ist entscheidend für die Schaffung eines gesunden und sicheren Arbeitsumfelds. Durch ihr Engagement und ihre Expertise können sie dazu beitragen, Suchtprobleme frühzeitig zu erkennen und zu behandeln, was nicht nur den Betroffenen selbst, sondern dem gesamten Unternehmen zugutekommt. Letztendlich tragen Suchtbeauftragte wesentlich dazu bei, eine unterstützende und produktive Arbeitsatmosphäre zu fördern, in der sich alle Mitarbeitenden sicher und wertgeschätzt fühlen.
Fazit
Sucht am Arbeitsplatz ist ein ernstzunehmendes Problem, das Unternehmen und Mitarbeitende gleichermaßen betrifft. Durch frühzeitige Ansprache, gezielte Präventionsmaßnahmen und die Unterstützung durch betriebliche Suchtbeauftragte können Unternehmen einen wichtigen Beitrag zur Lösung dieses Problems leisten. Die Etablierung einer Kultur der Fürsorge und Unterstützung hilft nicht nur den Betroffenen, sondern trägt auch zu einem gesünderen und produktiveren Arbeitsumfeld bei. Unternehmen sollten daher proaktiv handeln und entsprechende Strukturen sowie Ressourcen bereitstellen, um Suchtprobleme effektiv anzugehen.
Autor: Michael Rudolph (Fachkraft für Arbeitssicherheit)
Artikeldatum: 23.07.2024